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Reizdarm-Syndrom (RDS) - Minderung der Beschwerden durch spezielle Diät

Als Reizdarmsyndrom (RDS, Colon irritable, Reizcolon, „nervöser Darm“) wird eine funktionelle Erkrankung des Magen-Darm-Trakts beschrieben. RDS betrifft sehr viele Menschen und beeinträchtigt ihre Lebensqualität nachhaltig. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Ein Reizdarmsyndrom liegt gemäß DGVS (Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten) vor, wenn

  • chronische (länger als drei Monate anhaltende) Beschwerden bestehen, wie z. B. Bauchschmerzen oder Blähungen, in der Regel mit Stuhlgangsveränderungen einhergehend.
  • diese Beschwerden so stark sind, dass der Betroffene sich Sorgen macht, seine Lebensqualität beeinträchtigt ist und er deswegen ärztliche Hilfe aufsucht
  • keine anderen Krankheitsbilder als Ursache für die Symptome vorliegen (Voraussetzung!).

Typische Symptome beim Reizdarm-Syndrom sind:

  • wiederkehrende Bauchschmerzen mit wechselnder Intensität
  • Durchfall oder Verstopfung - oft auch im Wechsel
  • Brennen im Bauch
  • schafskotartiger Stuhl, Schleimabgänge
  • Gefühl einer nicht vollständigen Darmentleerung nach Toilettenbesuch
  • Blähungen - häufig auch sehr schmerzhaft
  • abdominale Symptome in Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme
  • Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Oftmals gehen die Symptome auch mit Appetitverlust, Völlegefühl sowie Kopf- und Rückenschmerzen einher. Bei chronischer Ausprägung kann es zum Mangel an Mikronährstoffen kommen.

Multifaktorielle Entstehung

Für die Entstehung des Reizmagensyndroms spielen genetische Faktoren, Umwelteinflüsse wie chronischer oder akuter Stress, Darmbakterien, Änderungen der Schmerzverarbeitung sowie Störungen der bidirektionalen Achse zwischen Darm und Gehirn eine wichtige Rolle. Dabei kommt es zu störenden Einflüssen auf das im Magen-Darm-Trakt liegende Nervengeflecht  mit Millionen von Nervenzellen (Plexus myentericus und Plexus submucosus), das die Verdauung steuert. In Studien wurde außerdem festgestellt, dass bei den meisten Betroffenen eine unter der Norm liegende Schmerzschwelle im Bereich des Darms vorliegt, was man als Hyperalgesie bezeichnet.

Diagnose

Die Diagnose "Reizdarmsyndrom" ist immer eine Ausschlussdiagnose, das heißt, es müssen zunächst andere mögliche Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden.

In der ausführlichen Anamnese klären wir ab, ob z. B. Blut im Stuhl, schwere Durchfälle und/oder ein ungewollter Gewichtsverlust bei Ihnen vorliegen, ob Fieber aufgetreten ist und ob es einen Leistungsknick gibt. Gefragt wird auch nach entzündlichen Darmerkrankungen oder Krebserkrankungen im Magen-Darm-Bereich in der familiären Vorgeschichte. Ebenso fragen wir nach Laktose- und Fruktoseunverträglichkeiten, krankhaften Darmkeimen oder -parasiten im Stuhl, Schilddrüsenfunktonsstörungen und Zoeliakie.
Weiterführende Untersuchungen wie eine Sonographie des Abdomens sowie eine Magen- und Darmspiegelung können sich anschließen.

Therapie

Die Behandlung des Reizdarm-Syndroms ist abhängig von der Schwere der Symptome und dem Grad der psychosozialen Belastung der Betroffenen.

  • Im Vordergrund stehen zunächst die Aufklärung über die Erkrankung, Rückversicherung über den gutartigen Verlauf sowie Empfehlungen zu Veränderungen des Lebensstils.
  • Im zweiten Schritt spielen die medikamentöse Therapie sowie Verhaltenstherapien eine Rolle – in Abhängigkeit von der Art der Symptome und der seelischen Verfassung des Betroffenen.
  • Einen weiteren wichtigen Therapiepunkt stellt die Ernährung dar. Rund 70 % der Betroffenen mit RDS klagen über Verschlechterungen der Symptome nach dem Genuss von z. B. Milch und Milchprodukten, Weizen, Zwiebeln, Bohnen, Gewürzen oder Kohl - jedoch leidet nur ein Bruchteil unter echten Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. Allergien.

FODMAP-Diät bei Reizdarm-Syndrom

Zahlreiche Studie haben gezeigt, das sogenannte FODMAPs abdominelle Symptome auslösen können. Das aus den Anfangsbuchstaben der nachfolgenden englischen Wörter zusammengesetzte Akronym FODMAP steht für fermentierbare Oligosaccharide, Disaccharide, Monosaccharide und Polyole. Mit dem Kunstwort FODMAP sind durch Darmbakterien vergärbare Mehrfachzucker, Doppelzucker (wie Milchzucker), Einfachzucker (wie Fruchtzucker) und Zuckeralkohole (Süßstoffe) gemeint.

Allen diesen Substanzen sind folgende Eigenschaften gemein:

  • schlechte Absorption im Dünndarm
  • osmotische Aktivität mit abführendem Effekt und Veränderung der Darmmotilität
  • schnelle Vergärung durch Bakterien mit Gasbildung, die zu Blähungen und Bauchschmerzen führt

Studien zeigen, dass eine konsequente Umsetzung der FODMAP-Diät bei bis zu 74% der von RDS-Betroffenen zu einer Verbesserung der Symptome über eine Dauer von 2-40 Monaten geführt hat. Es traten deutlich weniger Symptome auf und die Betroffenen hatten eine höhere Stuhlkonsistenz.

Ausführliche Ernährungsberatung zur FODMAP-Diät

Um die Symptome Ihres Reizdarm-Syndroms zu lindern und zu verbessern, besprechen wir im Rahmen der Umstellung Ihrer Ernährung auf die FODMAP-Diät mit Ihnen ausführlich und individuell die Lebensmittel mit hohem und niedrigem FODMAP-Gehalt (siehe Tabelle).

Die Therapie umfasst eine mindestens 6-wöchige Phase der Reduktion aller FODMAPs und im Anschluss eine Wiedereinführung der einzelnen FODMAPs für einige Tage. In dieser Phase muss bei jedem einzelnen FODMAP entschieden werden, ob es in der Ernährung beibehalten werden kann oder dauerhaft weggelassen werden muss.
Ebenso beraten wir Sie auch zu (schwierigen) Themen wie Restaurantbesuche oder Essen bei Freunden. Außerdem umfassen spezielle Diätregeln das Vermeiden von Nahrungsmitteln mit hohem Gehalt an Galaktanen, Fruktanen und Polyolen.

Viele Lebensmittel (Apfel, Wassermelone, Steinobst, getrocknete Früchte) enthalten verschiedene FODMAP-Klassen. Diese sollten Sie meiden! Andere Lebensmittel wiederum wie z. B. Pilze sind zwar fruktosefrei, können jedoch aufgrund des hohen Gehalts an Mannitol zu Beschwerden führen. Liegt eine Laktose und/oder eine Fruktoseintoleranz vor, sollten Sie Nahrungsmittel, die Laktose oder viele freie Fruktose enthalten, meiden oder Fruktose und Glukose parallel aufnehmen. Hierzu kann Traubenzucker (pure Glukose) verwendet werden. Insbesondere sogenannte zuckerfreie Lebensmittel (Diät-, Lightprodukte), die zwar kalorienärmer sind, jedoch einen hohen Gehalt an Zucker-austauschstoffen (Polyole) enthalten, sollten Sie meiden.
 

FODMAP-reiche und FODMAP-arme Lebensmittel
FODMAP Art Zu vermeiden! (FODMAP-reich) Alternativen (FODMAP-arm)
Fermentierbare
Oligosaccharide
Galaktane
Fruktane
Wassermelone, Erbsen, Bohnen, Linsen, Artischocken, Spargel, Rote Bete, Rosenkohl, Brokkoli, Kohl, Lauch und Zwiebel, Kakifrucht, Weizen- und Roggenprodukte Sprossen, Sellerie, Mais, Aubergine, Grüne Bohnen, Salat Schnittlauch, Tomate, Glutenfreie Produkte
Dissaccaride Laktose Milch und Milchprodukte (Joghurt, Käse, Quark, Frischkäse), Eiscreme Laktosefreie Produkte,
Wasserreis, Brie, Camembert
Monosaccaride Fruktose Apfel, Birne, Mango, Pfirsich, Guave, Wassermelone, Dosenfrüchte, getrocknete Früchte, Honig, Diät- und Lightprodukte
 
Bananen, Weintrauben, Kiwi, Zitronenfrüchte, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Blaubeeren
Andere und Polyole

Polyole

 

 

Zuckeraus-tauschstoffe

Avocado, Blumenkohl, Pilze, Apfel, Steinobst, getrocknete Früchte, Wassermelone

 

E420(Sorbit), E421(Mannit), E953(isomalt), E965(Maltit), E966(Lactit), E967(Xylit), E968(Erythrit),
Diät-, Light- und Fertigprodukte
 

 

 

 
Weiterführende Informationen zur FODMAP-Diät finden Sie
hier ...


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